NOODNIK #13
Zeitschrift der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen

Kommentar.
Das Trauma vom 8. Oktober 2023
Das Trauma vom 8. Oktober 2023 Nein – das ist kein Tippfehler. Der genozidale Terror der Hamas fand gewiss am siebten Oktober statt. Der Schock dieses größten Pogroms gegen Jüdinnen und Juden seit der Shoah erschüttert uns alle nach wie vor. Doch ein weiteres Trauma entstand am achten Oktober: Beginnend mit diesem Tag zeigten sich Brüche in solidarischen Allianzen – stabile Bündnisse lösten sich plötzlich in Luft auf. Erhebliche Teile der Linken wandten sich von Antisemitismuskritik und grundlegender Israelsolidarität ab und verkleideten ihren wiederentdeckten Antisemitismus im Deckmäntelchen der „Israelkritik“. Jahrelang hat die JöH daran gearbeitet, linke Studierenden-Gruppen als Partner:innen im…
Keep readingSchmock des Quartals.

Der Schmock gibt im Gegensatz zum NOODNIK nur leere und unnötige Aussagen wieder. Der Schmock ist auch das, was zum Vorschein kommt, wenn einer seinen Bademantel nicht geschlossen halten kann.
Bildstrecke.


















Alex Woz (*1998), ist ein argentinisch-jüdischer Künstler und Designer. Zurzeit lebt und arbeitet er in Los Angeles, Kalifornien. Seine Kunst ist inspiriert von klassischen, israelischen Designs der 1960er-Jahre in Israel und weist ästhetische Momente von Album Covers der 1970er-Jahre aus. In seinen Werken verwendet Woz Fotografien jüdischer Communities aus aller Welt. Sein Ziel ist es, die inneren Konflikte des Judentums, wie auch das jüdische Dasein selbst, zu einem Ausdruck zu bringen. Inspiriert durch eine maximalistische Herangehensweise vereint Woz in seinen Werken digitale und traditionelle Medien wie Stickerei, Acrylmalerei, Ölfarbe, goldene Tinte, Collage und vieles mehr. Für seine Arbeiten wurde Alex Woz mehrfach ausgezeichnet. Im Rahmen seiner Arbeit war er für PBS, das Tel Aviv Institute, die LA Kings, das Tablet und den Nachlass von Ofra Haza tätig. Derzeit sind seine Werke in Houston und Budapest ausgestellt, 2024 waren sie im Jerusalem Museum of Art zu sehen.
Editorial.
Liebe:r Leser:in,
der NOODNIK feiert Bar-Mitzvah! Wir freuen uns, euch bei der dreizehnten Ausgabe willkommen zu heißen! Abergläubige sehen in der Nummer dreizehn das Versprechen von Unglück, im Judentum verkörpert sie hingegen als Lebensjahr der Bar-Mitzvah Transformation, Emanzipation und Autonomie – wir bringen in dieser Ausgabe all diese Bereiche thematisch für euch zusammen.
Unheil gab es seit dem letzten NOODNIK mehr als genug. Zwischen den Turteltauben Israel und Iran fliegen wieder Funken – nur leider nicht im übertragenen Sinne, – der Vibe an den Unis ist “Intifada” und Gretas Jacht tuckert im Befreiungskampf für Palästina durch die Weltmeere. Weil wir “die Medien” leider nach wie vor nicht beherrschen, sorgen auch diese eher weniger für Freude und Frohlockung. Metas Aufhebung des Faktenchecks etwa erlaubt endlich die herbeigesehnte Flexibilität mit der Wahrheit, die unsere Welt so dringend gebraucht hat.
Um die eigene Position als jüdische Person in diesen globalen Eskalationen zu begreifen, bedarf es der Auseinandersetzung mit der wohl grundlegendsten Frage: Was bedeutet es eigentlich, jüdisch zu sein? Für sich selbst, die Welt da draußen, die eigene Politisierung, sowie für die Bildung von Identität und Gemeinschaft(en)? All diese Fragen beleuchten wir für euch in unserem SCHWERPUNKT Jüdisches Selbstverständnis aus einer Vielzahl an Blickwinkeln, die der Vielzahl an jüdischen Identitäten in nichts nachstehen.
Pluralistische und komplexe Identitäten stellen Gesellschaften seit jeher vor Herausforderungen. Leider sind wir auch im 21. Jahrhundert nicht an einem Punkt angelangt, an dem Verschiedenheiten akzeptiert oder gar gefördert werden. Zu viele politische Instanzen geben weiterhin ihr Bestes, um das Selbstverständnis von bestimmten Gruppen zu übertönen und zu untergraben. Wie sich das in diskriminierenden medizinischen Praktiken, rhetorischer Instrumentalisierung oder dem Aufgeben jeglichen Wahrheits- und Gerechtigkeits-Anspruchs im technologischen Sektor äußert, erfahrt ihr in der POLITIK-Rubrik.
Empowerment von queeren und weiblich gelesenen Personen kann es nie genug geben, immerhin haben wir Jahrtausende im Kampf gegen patriarchale Strukturen aufzuholen. Daher sprechen wir auch hier über Verschiedenheiten und widmen uns ebenso in der FEMINISMUS-Rubrik Themen wie Queerfeindlichkeit und (fehlenden) Safe Spaces.
Das STUDIERENDENLEBEN der letzten Monate machte in seinem Nervig-Sein dem NOODNIK alle Ehre. Zwischen der turbulenten ÖH-Wahl und Trumps Repressionen gegen Universitäten – unter dem Tarnmantel vermeintlicher Antisemitismusprävention – war die Existenz als jüdische:r Studierende:r wahrlich kein Zuckerschlecken. Aber bangt nicht, werte Leser:innenschaft: Mit unserem Jewish Survival Guide bleibt ihr weiterhin bestens gewappnet für den täglichen Campus-Wahnsinn.
Im Zusammenhang mit diesen bewährten Coping-Mechanismen wartet schließlich auch die KULTUR-Rubrik auf euch. Egal, ob ihr am liebsten auf Humor, Hollywood oder doch eher Alkoholisierung zurückgreift – wir haben all diese kulturellen Aspekte für euch aufbereitet und in einen jüdischen Kontext gesetzt. Falls das nicht genug Alltagsflucht ist, bieten wir außerdem eine exotische Exkursion nach Birobidzhan zum Schnäppchenpreis an. Wer weiß – vielleicht wartet dort ja endlich die Erfüllung des zionistischen Traums von Sicherheit und Selbstbestimmung auf uns? (Antwort: Wir wissen es. Und ihr auch, sobald ihr den Text gelesen habt.)
Ganz im Einklang mit Traumerfüllung folgt im Anschluss unser HORROKSOP. Dort erfahrt ihr, unter welchem Stern eure zu überbrückende Wartezeit bis zur nächsten NOODNIK-Ausgabe steht – diesmal auf Italienisch! Wem das Warten bis dahin nicht schnell genug gehen kann, liefern wir mit unserem STERNWORTRÄTSEL in klassischer NOODNIK-Tradition eine rätselhafte Beschäftigung.
Wir hoffen, dass eure Leseerfahrung bei dieser Ausgabe möglichst wenig mit der pessimistischen, abergläubischen Auslegung der Zahl dreizehn zu tun haben wird. Aberglaube im Judentum ist ja sowieso verboten. Also: Mazel Tov an den NOODNIK – möge das Lesen dieser Ausgabe für euch ein pures Fest sein.
Die NOODNIK Redaktion
Schwerpunkt.

- Wos sennen di Yidden?Wos sennen di Yidden? Ein talmudisch-sokratischer Dialog zwischen den NOODNIKs Eidel Malowicki und Jony Davidowicz über die Fragen, was Jüdinnen und Juden eigentlich sind, was es bedeutet, jüdisch zu sein und wie sich die jüdische Identität im Laufe der Geschichte verändert hat. Eidel: Hawara, lebn, ich will dir vier Kashes fregn…di erste Kashe„Wos sennen di Yidden?“ weiterlesen
- Trauma als Identität – Shoa als IdentitätskriseTrauma als Identität – Shoa als Identitätskrise Meine früheste Erinnerung aus der Schulzeit ist mir selbst manchmal befremdlich. Ich bin sieben Jahre alt, stehe auf der Bühne und rezitiere ein Gedicht von Inge Auerbacher, einer Überlebenden des KZ Theresienstadt. Schon damals, noch bevor ich eine eigene Identität entwickeln konnte, war die Shoa bereits„Trauma als Identität – Shoa als Identitätskrise“ weiterlesen
- Ein innerjüdischer Spagat Ein innerjüdischer Spagat Die jüdische Gemeinde Wiens ist kein Monolith, sondern vielmehr ein Mosaik der Identitäten. Ein beträchtlicher Teil dieses Mosaiks besteht aus der bucharischen Gemeinde. Wer sind sie und welche mentalen Spagate muss man als facettenreiche Bucharin vollbringen? Meine Mutter sagte früher immer zu mir, ich solle niemandem erzählen, dass ich Jüdin„Ein innerjüdischer Spagat „ weiterlesen
- Wer gehört zur jüdischen Gemeinde?Wer gehört zur jüdischen Gemeinde? Ich habe mit 15 Jahren erfahren, dass meine Mutter jüdisch ist und mich das halachisch ebenfalls jüdisch machen soll. Somit ist mir keine jüdische „Erziehung“ in die Wiege gelegt worden, und mein Grundverständnis für jüdische Identität hat sich nicht im Rahmen jüdischer Gemeinden entwickelt. Deshalb frage ich mich,„Wer gehört zur jüdischen Gemeinde?“ weiterlesen
Politik.

- “Ich würde dich bitten, das Wort Jude weniger zu verwenden”“Ich würde dich bitten, das Wort Jude weniger zu verwenden” Also besser vermeiden – wer weiß, wen es in Verlegenheit bringt Vor einigen Jahren hielt ich ein Referat an der Universität über den aufkommenden Antisemitismus in Österreich im frühen zwanzigsten Jahrhundert. Im Zentrum stand die Frage, wie sich der politische Antisemitismus zunehmend durchgesetzt„“Ich würde dich bitten, das Wort Jude weniger zu verwenden”“ weiterlesen
- Wer sind die „neuen Nazis”?Wer sind die „neuen Nazis”? Von beidseitigen Holocaust-Vergleichen und gegenseitiger Dehumanisierung “Wollt ihr jetzt wirklich die neue SA und SS sein und aus den Palästinensern die neuen Juden machen?”, rief eine Rednerin auf einer “pro-palästinensischen” Demonstration im vergangenen Jahr ins Mikrofon hinein. Die Österreicherin mittleren Alters zitierte diese Frage aus dem Gedicht “Ein„Wer sind die „neuen Nazis”?“ weiterlesen
- Faktenchecks: Die große Illusion der objektiven WahrheitFaktenchecks: Die große Illusion der objektiven Wahrheit Ein Kommentar über die Grenzen von Faktenchecks und ihre Auswirkungen auf jüdisches Leben online. Faktenchecks, das klingt doch nach einer brillanten Idee, oder? Ein Werkzeug, das uns helfen soll, die Wahrheit in einer Welt voller Desinformation zu finden. Doch was, wenn die Wahrheit als Konzept selbst„Faktenchecks: Die große Illusion der objektiven Wahrheit“ weiterlesen
- Faschismus in der Beta-Version Faschismus in der Beta-Version Die Akteur:innen des Silicon Valley befeuern die aktuellen Gefahren im Weltgeschehen. Was viele jedoch nicht wissen: Dahinter steckt eine Ideologie, die in den letzten Jahren immer mehr wissenschaftliche Anhänger:innen gewonnen und dabei faschistische Züge angenommen hat. Obwohl wir als gute Jüdinnen und Juden natürlich nur Pessach feiern, scheint die„Faschismus in der Beta-Version „ weiterlesen
- Bohre nur in deiner Nase und nicht in der von Tante RenateBohre nur in deiner Nase und nicht in der von Tante Renate Warum Genderdysphorie, genitalangleichende Operationen und eine jüdische Identität keine Widersprüche sind Wer bin ich – und wer darf darüber bestimmen, ob mein Empfinden richtig ist? Wie habe ich mein Leben zu leben – und wer hat darüber zu urteilen, welche Entscheidungen„Bohre nur in deiner Nase und nicht in der von Tante Renate“ weiterlesen
Feminismus.

- „No pride in genocide?“„No pride in genocide?“ Antisemitismus in österreichischen queer-feministischen Communities Juni ist Pride-Month. Ein Monat, in dem Diversität, Gleichberechtigung und Sichtbarkeit gefeiert werden. Doch gerade in linken Communities, in denen Jüdinnen und Juden nach Solidarität und Unterstützung suchen, erleben sie häufig etwas anderes: Ausgrenzung und Antisemitismus. Oft verleugnen progressive Bewegungen die antisemitischen Verbrechen der„„No pride in genocide?““ weiterlesen
- Männerlos glücklich Männerlos glücklich Über die Notwendigkeit jüdisch-feministischer Räume Jüdisch-feministische Spaces sind leider eine Rarität in Europa. Es fehlt an Orten, an denen sich jüdische Frauen über Themen wie Menstruation, Reproduktionsrechte, mentale Gesundheit, Gendertabus, persönliche Unsicherheiten sowie das Navigieren durch Mehrfachdiskriminierung austauschen können. Orte, an denen darüber gesprochen werden kann, wie es ist, als Frau„Männerlos glücklich „ weiterlesen
Studierendenleben.

- Trumps Rettung vor der WissenschaftTrumps Rettung vor der Wissenschaft Schon vor Trumps zweiter Amtszeit, während meiner eigenen Studienzeit, trugen Studierende auf der Columbia University Shirts mit einem Ausspruch Trumps: “Columbia is a disgraceful, liberal institution” – Columbia sei eine schändliche, liberale Institution. Die Shirts wurden mit Augenzwinkern und sogar mit Stolz getragen: Es war eine Auszeichnung, ein„Trumps Rettung vor der Wissenschaft“ weiterlesen
- A Jewish Survival Guide to AuslandA Jewish Survival Guide to Ausland “We travel not to escape life, but for life not to escape us” – Tara Tabitha Wir sind Ausländer (Anm. Chris: Falsch, Expats). Waren wir eh schon davor. Aber jetzt halt so richtig. Ari ist der Liebe nach Berlin gefolgt, Chris dem Gyros nach Hellas. Jetzt haben„A Jewish Survival Guide to Ausland“ weiterlesen
- Wahlkampf 2025 – Die JöH als Spielball der ÖHWahlkampf 2025 – Die JöH als Spielball der ÖH Die Wahl ist vorbei, das Klima an der Uni beruhigt sich langsam wieder, doch im Hintergrund beginnen erst die Koalitionsgespräche. Bevor wir uns den Wahlergebnissen und den Themen des diesjährigen Wahlkampfs widmen, werfen wir einen kurzen Blick auf die letzte Legislaturperiode der Österreichischen Hochschüler_innenschaft„Wahlkampf 2025 – Die JöH als Spielball der ÖH“ weiterlesen
Kultur.

- Katharsis & Kartoffelsalat – Jüdischer Humor & JudenwitzeKatharsis & Kartoffelsalat – Jüdischer Humor & Judenwitze Ein nettes Gespräch, leicht perlend, zwischen Riesling und Räuchertofu.Das Thema springt von Stadtteilen über Studiengänge zu Großeltern. Dann… Erster Akt: „Ach, das ist ein jüdischer Name, oder?“ Freundliches Nicken, Outing erfolgt. Mikroklimawechsel. Der Aggregatzustand verändert sich. Die Sätze werden weicher, die Stirn aufmerksamer gefaltet. Zweiter„Katharsis & Kartoffelsalat – Jüdischer Humor & Judenwitze“ weiterlesen
- Sichtbar, aber nicht gesehenSichtbar, aber nicht gesehen Hollywoods Codierung jüdischer Repräsentation – Zwischen Klischee, Karikatur und kultureller Normativität Jüdische Figuren sind in amerikanischen Medien allgegenwärtig. “Representation matters” – das wird oft betont. Ist doch erfreulich, oder nicht? Viele dieser Darstellungen sind jedoch weniger Fortschritt als Wiederholung. Sichtbarkeit entsteht in Serien und Filmen nämlich häufig auf Basis„Sichtbar, aber nicht gesehen“ weiterlesen
- Reise in Das Tal der koscheren WeineReise in Das Tal der koscheren Weine Oder zwei Juden und zwei Krowodn auf der Suche nach der verlorenen Geschichte im Burgenland. Teil 1. Es ist Ende Mai. Wir treffen uns bei der Rahlstiege in 1060, vor uns steht das Denkmal für den Architekten Gerngross gestaltet von Franz West. Es ist die erste„Reise in Das Tal der koscheren Weine“ weiterlesen
- Birobidzhan – schon davon gehört?Birobidzhan – schon davon gehört? Über den gescheiterten Versuch, ein Jüdisches Autonomiegebiet in der UdSSR zu errichten Es war einmal vor langer Zeit ein Klassenzimmer. Da habe ich die Weltkarte studiert. Um genau zu sein: Den Osten der Welt. Da ist mir in der hintersten Ecke Russlands, in der Taiga, an der Grenze„Birobidzhan – schon davon gehört?“ weiterlesen
Horroksop.

- Horroksop – Sommer 2025Horroksop – Sommer 2025 Was gibt es besseres im Sommer als gemütlich am Strand oder im Büro den Alltag zu vergessen und sich etwas Gutes für die eigene Seele zu gönnen. Und was gibt es geeigneteres dafür, als eine neue Sprache zu lernen? Damit wir also alle für unsere nächste Seelenreise in den„Horroksop – Sommer 2025“ weiterlesen
Sternworträtsel.
