Der 7. Oktober – Heuchlerische Doppelmoral und Ignoranz

Der 7. Oktober – Heuchlerische Doppelmoral und Ignoranz

Die Terroristen der Hamas haben Gräuel begangen, so abscheulich, dass sie kaum vorstellbar sind. „(…) Massaker und Misshandlungen gegen Lebende und Tote, Grausamkeiten, die schwer auszusprechen und noch schwerer schriftlich wiederzugeben sind.“, so fasste es Richter Ram Vinograd vom Bezirksgericht Jerusalem in seinem Urteil gegen die arabisch-israelische Schauspielerin Maisa Abd Elhadi zusammen. 

Diese bekannte Schauspielerin feierte trotz ihrer israelischen Staatsbürgerschaft die Entführung einer 85-jährigen jüdischen Frau aus Israel nach Gaza und schrieb öffentlich unter das Foto der Entführten: „Es erwartet sie das Erlebnis ihres Lebens.“ 

Als wäre der Horror vom Morgen des 07. Oktobers mit über 1400 grausam ermordeten israelischen Zivilist:innen, darunter ganze Familien, Babys, Menschen in hohem Alter, nicht schon traumatisch genug, muss man sich auch noch mit der Tatsache auseinandersetzen, dass es weltweit unzählige wie Abd Elhadi gibt. Menschen, die ein Massaker an israelischen Jüdinnen und Juden befürworten, relativieren oder versuchen, es zu recht-fertigen. Wie kann es sein, dass gebildete Menschen, Studierendenvertretungen oder Universitäten zu diesem Thema entweder schweigen oder „neutral“ bleiben, während sie nach dem schrecklichen Massaker russischer Truppen an ukrainischen Zivilist:innen in Bucha im Mai 2022 – absolut zu Recht – an der Seite der ukrainischen Bevölkerung standen? Die Gründe für diesen antisemitischen Doppelstandard erstrecken sich von Ignoranz über Unwissenheit bis hin zu offenem Hass gegenüber Jüdinnen und Juden beziehungsweise dem jüdischen Staat. 

Keine zwei Meinungen 

Wie wir gesehen haben, reicht es für die Selbst-verteidigung Israels nicht aus, über teure moderne Grenzschutzanlagen und eine starke Armee zu verfügen. Tragischerweise hat es die Hamas geschafft, beides zu überwinden. Daher bleibt nun nur die Notwendigkeit, die Hamas zu zerstören, um die Sicherheit des jüdischen Volkes in Israel zu gewährleisten. Dies entspricht dem Wesen des Selbstverteidigungsrechts Israels. 

Zu politischen Themen kann man unterschiedliche Ansichten vertreten, doch wenn es um die Verurteilung und Bekämpfung von jihadistischem Terror geht, darf  es keine zwei Meinungen geben.  

Eine bessere und friedlichere Zukunft sowohl für die Israelis als auch für die Palästinenser:innen wird es nicht geben, solange die Hamas bestehen bleibt. Die Hamas muss nicht nur militärisch, sondern auch ideologisch ausgelöscht werden, um zu verhindern, dass sich so ein schreckliches Massaker wiederholt. „Nie wieder“ ist jetzt.

Persönliche Krise 

Für mich als Israeli und für die meisten Israelis, die ich kenne, ist dieses Massaker nicht nur eine nationale Tragödie, sondern auch eine persönliche jüdische Krise: Wir sind schockiert, unsere jüdischen Landsleute geschändet und massakriert zu sehen. Wir verstehen, dass es genauso auch uns und unsere Familien hätte treffen können und fragen uns, wie wir uns und die kommenden jüdischen Generationen zukünftig besser schützen können. Dank des Mutes und des Widerstands der anfänglich unterlegenen israelischen Soldat:innen, Polizist:innen und lokalen Verteidigungseinheiten, überlebten meine Familienangehörigen, die zum Großteil nur weniger als zwei Kilometer vom nächst-betroffenen Ort Ofakim wohnen. Und dennoch ist es, als wären die über 1400 Ermordeten Teil unserer eigenen Familie: Der kleine Junge, der nach Gaza verschleppt und in einem Video barfuß von palästinensischen Kindern gedemütigt wird – dieser Junge ist wie der eigene Sohn oder kleine Bruder.  Das  Mädchen, das mit heruntergezogener Hose und einem Kopfschuss tot auf dem Bett aufgefunden wurde – dieses Mädchen ist wie unsere eigene Schwester oder Tochter. Die Mutter, die ihrem Sohn in ihrem letzten Telefonat sagte: „Sie (die Hamas) sind im Haus, Papa wurde erschossen. (…) Ich befürchte, wir müssen uns verabschieden. Mein geliebter Sohn, bitte sage allen, dass wir sie geliebt haben!“ – diese Mutter ist wie die eigene Mutter. Der Großvater, der seine Familie aufgefordert hatte, still im Haus zu verbleiben, während er sich an den Eingang setzte, um sich als alleine lebender Greis auszugeben und hoffte, so seine Familie zu retten – auch dieser Großvater ist wie der eigene Opa. 

Auf die Frage: „Hast du Familie in Israel?“ lautet die Antwort: „Ja. Millionen.“. Der Alptraum, der an jenem Shabbat Morgen begann, hält  an. Kein militärischer Erfolg – selbst die Vernichtung der Hamas – wird sich wie ein Sieg anfühlen. Zu groß ist der Schmerz über das Leid, das unsere unschuldigen jüdischen Brüder und Schwestern, Väter und Mütter, Kinder und Großeltern erlitten haben. Was bleibt? Die Sorge um Freund:innen und Familienangehörige, die ins Militär einberufen wurden, um für die Sicherheit des Volkes in den Krieg zu ziehen. Mögen sie und alle Entführten heil zurückkommen. 

Yoel Ishay

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