A Jewish Survival Guide to Being Delulu

A Jewish Survival Guide to Being Delulu

Disclaimer: Dieser Survival Guide ist in allen Lebensbereichen anzuwenden, außer für eure Situationship.

Wir sind Delulu. Delulu is the new solulu. Wenn die Welt verrückter wird, bleibt uns nur mehr eine Option: vollkommene Psychose. Ungefähr so psychotisch wie dieser eine Dude in Brooklyn, der im ersten Stock ohne Keller wohnt und unter sich Jiddisch gehört hat (Anmerkung Ari: So geht es Chris’ Nachbarn auch. Antwort Chris: Ich baue meine Tunnel aber für mehr Living Space. Nicht für den Maschiach). Man behauptet zwar, die Chabadniks hätten für den Rebben gegraben, aber vermutlich hatten sie einfach keinen Bock mehr, unter Antisemit:innen zu wandeln. Die sind uns um einiges voraus. In Österreich zu leben und gleichzeitig live, laugh, loven zu können, ist eine Kunst. Eine Kunst, die wir qualvoll erlernen mussten. Anders als die Mehrheitsgesellschaft, haben wir dies nicht mit einem Schamanen geschafft, sondern mit harter Realitätsverweigerung. Darum hier unsere Pro-Tipps für euer zukünftiges Delulu-Dasein:

1. Die Linke ist ok.  

Vergesst Linkswende, Funke und Co. Sie gibt es ab sofort nicht mehr. (Anm. Chris: Als ich auf Insta gepostet habe “This profile is not a safe space for Trotzkyists”, wurde ich nicht gecancelt; Antwort Ari: Die haben dich doch eh schon alle geblockt.) Jetzt ist unsere Zeit. Die Linke hat kein Problem mit Juden. Die wollen einfach, dass wir wissen, wer die Eliten sind. Und das ist wichtig in Zeiten der Hyperinflation. Sie sind auch nicht obsessed mit Israel. Sie wollen nur nicht, dass wir anderen das antun, was ihre Vorfahren (allegedly) uns angetan haben. Außerdem wollen die alle nur, dass Oma und Opa nicht zu viel Schuld zugesprochen wird. Die waren im Widerstand. Was anderes zu behaupten, wäre Blasphemie. Und falls sie es nicht waren, dann waren sie wirklich nur ungern bei der SS. Und die Linke zeigt hier Haltung: Wir müssen auf die Schwächsten in der Gesellschaft schauen. Und das tun wir. Also auf die Alten und die Geschichtsdementen. Das ist schön. Wir lieben und leben intergenerationale Solidarität. Und Internationale. Und überhaupt alle Solidaritäten. Bitte nur nicht mit uns. Wir sind Kolonialherren (Anm. Chris: Ohne Spaß, ich bin so hot in beige. Antwort Ari: Serving Indiana Jones realness.)

2. Euer Nachbar ist kein Nazi. 

Er sammelt einfach ur gerne Waffen. Und Pins. Und hat eine Glatze wegen Haarausfall. Und der ist einfach unfreundlich, weil seine Pudeldame Ma’am Eva gestorben ist, als er 8 war. Die Mesusah an eurer Tür hat er auch nur abgemacht, um euch vor der Hausverwaltung zu schützen. Ein ganz lieber Kerl also. Sein Musikgeschmack ist nicht rechtsextrem, er steht nur so auf Rock, um das Spießbürgertum zu nerven. Alles normal, alles ok. Der Hipster in der anderen Wohnung ist auch kein Identitärer. Lonsdale und New Balance sind einfach “fresh” (Anm. Ari: Chris, you’re in danger, bestie). Würde er aber in Deutschland einreisen wollen, würde er remigriert werden. Das sorgt für Empathie. Der hat bestimmt auch “Nie wieder Deutschland” geschrien. Ja ja, ein ganz stabiler Zeitgenosse!

3. Instagram-Kommentare sind ein toller Ort für Diskussionen.

Rot, Grün, Weiß, Schwarz. Farbenprachten dominieren Instagram! Nur das Blau findet man eher selten. Ist ja auch so langweilig. Blau. Die Lieblingsfarbe jedes Kindergartenkindes. Zeit für was Cooleres. Könnt ihr es glauben? Schon 100.000 Menschen allein in Österreich haben die Palästinenser:innen befreit, in dem sie unter ZIB-Posts die palästinensische Flagge gepostet haben. Oder unter irgendeinem Beitrag, in dem es um Juden geht. Oder einfach bei irgendeiner jüdischen Person. Die sitzt eh bestimmt in der Knesset. (Anm. Chris: Mich hat eine laut Insta–Bio aus Ägypten kommende Person in den DMs beleidigt, aber hat alles mit Google Translator auf Hebräisch übersetzt. Antwort Ari: Hast mehr für Völkerverständigung getan als die UN.)

Aber die meinen es echt nur gut. Die wollen nur, dass Palästina frei wird. (Anm. Ari: Frei von Juden halt.) Schwöre. Man kann mit ihnen gut reden. Die hassen gar keine Juden, solange sie “antizionistisch” als Arschgeweih tätowiert haben. Diskussionen in der Instagram-Kommentarspalte ist immer noch gesünder als Diskussionskultur auf der Uni. 

ALLES IST OKAY, ES GIBT KEINE SPANNUNGEN. #weAreTheWorld #weAreTheChildren.

4. Es gibt keinen Rechtsruck. 

Kickl will nur spielen. Weidl nur gay sein, Höcke will sich nicht mehr mit Vogelschissen auseinandersetzen. Das ist normal und egal. Die wollen nur, dass man ihnen zuhört. Ihre faschistischen Verstimmungen sind nur ein stummer Schrei nach Liebe. Darum engagier’ dich auch du: Adoptiere einen Rechtsextremen und kuschle ihn, bis er dich lieb hat. Ein besorgter Bürger tut es auch. Liebe löst alles. Und Antifa ist Hass. Weil die machen Autos kaputt. Immer, wenn die so schwarz angezogen sind, denken die nicht daran, dass sie das Krampus-Trauma eines FPÖ-Wählers triggern könnten (Anm. Ari: Ich bin zu sehr Stadtmensch, um das zu verstehen. Antwort Chris: Walk in the shoes of a Landjude und du lernst noch was dazu). Das ist wirklich nicht sehr umsichtig. Wir sind füreinander da und sagen: Ja zur Umsicht, Ja zur Tradition, Ja zur Masturbation. Gegen die Panikmache, dass bald alles wieder faschistisch ist. Und nein, wir haben keine Auswanderungspläne. Die Koffer unter dem Tisch haben nur statischen Effekt.

Fazit

Wenn alles den Bach runtergeht: Be delulu on Honolulu. Wir wandern nicht aus, wir verreisen für eine ganz lange Zeit. Uns geht’s gut. Unsere Haut ist rein. Wir leiden nicht, wir thriven. Wir haben keine Angst, wir sind auf Zack. Alles okay, alles Gucci. Nix versagen, nur Versace. Nicht Mon Dieu, sondern Mon Dior. Kein Fox Channel, nur Chanel. Uns gehen die Sprüche aus, doch die NOODNIK-Redaktion sagt, wir brauchen eine gewisse Zeichenanzahl. Das ist schade, denn wer delulu ist, hält sich nur ungern an die rulu.

Ariel Simulevski & Chris Steinberger

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