Redaktion noodnik
Rumort hat es ja schon lange. Da kommt wieder Bewegung ins Spiel. Die JöH ist wieder auf dem Parkett der Politik und der studentischen Gesellschaft angekommen. Plötzlich sieht man sie auf Demos, sie organisiert Podiumsdiskussionen und Partys, hat wichtige Forderungen und nervige Fragen.
Nervig ist ein gutes Stichwort, denn das wollen wir auch sein. NOODNIK (sprich: Nudnik) bedeutet Nervensäge. NOODNIK ist diejenige Person, die auch dann nicht Ruhe geben will, wenn alle anderen schon keine Lust mehr haben. NOODNIKs, das sind welche, die sind einfach unmöglich, aber irgendwie wissen auch alle, dass es ohne die NOODNIKs nicht geht.
Deshalb hat sich auf Initiative des JöH-Vorstandes, geleitet von den Co-Präsidentinnen
Lara Guttmann und Sashi Turkof, eine kleine aber feine Gruppe an NOODNIKs zusammengetan und an dieser ersten Ausgabe gearbeitet, nach der noch viele weitere kommen werden. Herausgekommen ist viel Schönes, Lustiges, Trauriges, Freches und ja: Nerviges. Wir verdanken das unseren fantastischen Redakteur:innen, Autor:innen, Lektor:innen und mindestens doppelt so vielen ganz lieben Eizesgeber:innen.
Wir wünschen euch mit dieser Ausgabe, die ihr hier in der Hand haltet, viele schöne Stunden und verbleiben mit dem Wunsch nach einem schönen, langen und erholsamen Sommer für uns alle!
Adrian, Eden, Illya, Mark, Max, Rebecca, Robin,
Sophie und Victoria
Lara Guttmann und Sashi Turkof – JöH-Co-Präsidentinnen
Als Jüdinnen und Juden finden wir uns oft in der Situation, dass ausschließlich über uns statt mit uns gesprochen wird. Wir werden von allen Seiten instrumentalisiert und die einzigen Male, bei denen man sich für jüdische Stimmen interessiert, sind, wenn über die Shoah, Antisemitismus oder den Nahostkonflikt gesprochen wird.
Der NOODNIK hat es sich zum Ziel gemacht, genau das Gegenteil zu tun. Diese Publikation bedeutet eine Möglichkeit, Jüdinnen und Juden eine Stimme zu geben. Eine Plattform zu geben. Eine Chance zu geben, sich auszudrücken.
All diese Punkte waren auch Teil unserer Vision, als wir im Herbst 2020 als neuer Vorstand mit neuen Präsidentinnen gewählt wurden. Das erste Mal seit sehr langer Zeit wird die JöH mehrheitlich von Frauen geleitet und hat eine weibliche Spitze.
Der vielfältige und gleichzeitig stark vereinte Vorstand hat eine ganz besondere Dynamik, mit der unfassbare Projekte wie der NOODNIK entstehen.
Hier ist sie nun, die erste neue Ausgabe des alten NOODNIK. Das erste Mal nach 20 Jahren gibt es wieder ein junges, freches, ehrliches jüdisches Blatt und wir könnten nicht stolzer sein auf unsere Redaktion.
Eine Redaktion, bestehend aus den diversesten jüdischen Stimmen, die beeindruckendes auf die Beine stellt. Eine Redaktion, die inmitten einer Krise dieses großartige Projekt umgesetzt hat.
Wir sagen ein großes Mazal Tov und gutes Lesen!
Doron Rabinovici
Endlich ist er wieder da: der NOODNIK. Ihn gab es schon, als ich noch Schüler und dann Student war. Der Name ist Programm. NOODNIK ist im Jiddischen ja nichts anderes als ein Nörgler, ein Quälgeist, eine Nervensäge, und das war es, was wir sein wollten. Uns ging es darum, das anzusprechen, was hierzulande gerne unter den Teppich gekehrt wird und dabei vorlaut, lustig, quicklebendige Frischlinge des Volkes Israel zu sein.
Die jüdischen Studierenden waren schon damals dazu prädestiniert, ein wenig unruhiger, frecher und gewitzter zu sein, als die Honoratioren der Gemeinde es sich erlaubten. Wir Jungen scheuten nicht davor zurück, jüdisches Selbstbewusstsein zu demonstrieren, als die Eltern, kaum der Vernichtung entronnen, noch fürchten mussten, in der österreichischen Öffentlichkeit ihre Anliegen klar vorzutragen. Wir sprachen offen aus, was sie daheim uns sagten. Wir protestierten gegen antisemitische Äußerungen. Wir nannten Politiker:innen beim Namen. Wir nahmen keine Rücksicht; ob es um Bruno Kreisky und Friedrich Peter ging oder um Kurt Waldheim, Jörg Haider und Wolfgang Schüssel. Wenn die Gemeindeleitung klug war, dann unterstützte sie uns im Stillen auch.
Kein Wunder, wenn ein neuer Vorstand, der mutig auftritt, den NOODNIK wiederbeleben will. Er kann – vielleicht noch mehr als in früheren Jahren – ein Sprachrohr einer neuen jüdischen Generation sein, doch auch eine Zeitschrift, die innere Vielseitigkeit und frische Lebensfreude widerspiegelt.
Paul M. Sills
In der frühen 1970er Jahren war der Schofar die Zeitung der Jüdischen Hochschüler (damals haben wir noch nicht gegendert). Chefredakteur war zunächst Joschi Smolen (später Prim. Univ.-Prof.), der bald aber neben dem Medizinstudium keine Zeit mehr dafür hatte. Als Bummelstudent – noch dazu der Publizistik – hielt man mich für diese ehrenvolle Aufgabe für prädestiniert (außerdem: so viele haben sich nicht darum gerissen). Mein Freund Alex Friedmann s.A. und ich schrieben den Großteil des Inhalts selbst – unter verschiedenen Pseudonymen, damit es nicht so auffiel.
Verteilt wurde der Schofar an die Vereinsmitglieder und über die IKG. Durch die begrenzte Leserschaft und den damals großen Aufwand für Satz und Druck ergaben sich hohe Stückkosten – die wir gegenüber unseren Sponsor:innen immer schwerer rechtfertigen konnten. Also erschien der Schofar statt monatlich nur mehr alle zwei, drei, vier Monate und schließlich… Das Ende kam durch die
Versandkosten: Eine Publikation, die weniger als vier Mal pro Jahr erschien, konnte damals nicht zum günstigen Zeitungstarif verschickt werden.
Und so entstand als bezahlbare Alternative der NUDNIK (damals noch mit „u“ – das „oo“ kam später aus irgendwelchen rechtlichen Gründen). Produziert wurde er mit der Schreibmaschine auf einer sogenannten Matrize. Mit einer geborgten Maschine konnten wir so auf billigem A4-Papier selbst ein paar hundert Exemplare vervielfältigen, zu Kosten, die sogar für uns erschwinglich waren. Das also zur Geschichte, soweit ich mich noch erinnern kann.
Dem neuen NOODNIK wünsche ich Mazel tov – möge er eine zahlreiche Leserschaft nuden.