3 RABBITs on »LUEGER TEMPORÄR«
Pixel-Rabbit: Neuerdings hat sich etwas um den alten Lueger-Schragen, an der Ringstraße, getan. Ein Haufen buntes Holz steht da, der sich mir einfach nicht erschließen will. Bin ich zu dumm für Kunst?
Copper-Rabbit: Die kurze Antwort lautet: Ja.
Acryl-Rabbit: Ich verstehe es schon, da hat wohl ein Schnösel-Künstlerpaar ziemlich bunt fäkal radotiert. Wirkt nach Schwurbelkunst. Obwohl die Strategie, auf die 16 anderen Lueger-Schragen in der Stadt hinzuweisen, gar nicht so schlecht ist. Vielleicht geben aber die antisemitischen Corona-Demonstrationen, jeden Samstag, einen passenden Kontext zum Lueger, quasi eine zeitgemäße Darstellung seiner Ideen?
Pixel-Rabbit: Bunt! Fäkal! Genial! Lueger temporär lockt also die Judenhasser und -innen mit buntem Gestänge an, damit endlich und anders als bislang, der Antisemitismus um Lueger vorort, sichtbar und in Echtzeit thematisiert wird? Bravo, sehr redlich vom roten Kulturmagistrat. Freut sich denn auch die ÖVP mit ihrem 1. Wiener Schnöselbezirk? Immerhin geht es da ja um ihren Gründerdaddy.
Copper-Rabbit: Gründerdaddy auf modern, Gründerdaddy in bunt, wie woke von ihnen. Eigentlich macht es ja auch Sinn – warum nur ein Gründerdaddy, wenn man auch 17 haben kann? So ganz nach dem Motto mehr ist mehr. Mehr Farben und mehr Konfusion. Wenigstens sieht man den ursprünglichen Messing-Gründerdaddy nicht mehr so gut, der ist sowas von Nazi-Müllner-1916.
Pixel-Rabbit: Den Nazi-Müllner-Siegfriedskopf an der Uni haben sie besser versteckt am Ende des Arkadenhofs, verpackt in einem Glaskasten mit Holocausttext drauf.
Copper-Rabbit: Fast so versteckt wie das einzige Shoah-Denkmal der Bundesregierung, hinter dem Uni-Campus, zeitgerecht errichtet, im Jahr 2021 von einer Baufirma mit Nazivergangenheit auf Initiative von Türkis-Blau.
Pixel-Rabbit: Wo ist eigentlich die Nase vom Siegfriedskopf heute?
Copper-Rabbit: Im Museum für abgeschlagene Nasen, neben der von der Sphinx liegt sie in der Vitrine und ist traurig über ihre Kontextlosigkeit.
Acryl-Rabbit: Kontextlosigkeit! Vielleicht ist Lueger Temporär eine subversive Form der Sozialen Plastik? Das zeigt dann den wahren Kern der österreichischen Gesellschaft. Figl und Co. bitten uns dann zum Handkuss. Weißt du, wo das redliche Exponat einen angemessenen Stellplatz gefunden hätte?
Pixel-Rabbit: Antisemita-15 in Kassel?
Copper-Rabbit: BDS-HQ in Ramallah?
Acryl-Rabbit: Im Garten des Dollfußmuseums! Aber mal ganz im Ernst. Wie kam es denn überhaupt zu diesem Malheur beim Schandmal-Platz? Haben sich die Künstler:innen nicht mit Personen getroffen, die sich seit Jahren aktiv für eine Umgestaltung bemühen und bereits viel Material in die Debatte eingebracht haben?
Pixel-Rabbit: Anscheinend nicht? Womöglich ist es recht leicht, bei einem Tauschgeschäft von 100.000 Eiern gegen ein bisschen Sperrholz und Farbe seine politischen Ideale in der Karibik abzusetzen? Das versprochene Treffen mit den Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen im August haben sie jedenfalls ge
ghosted. Dabei sind sie Boomer, und keine Millennials!
Acryl-Rabbit: Also gab es für Lueger Temporär keinen offenen Prozess, in dem transparent offengelegt wurde, wie dieses Geld verwendet wird und welche Künstler:innen und Ideen die Möglichkeit bekommen? Da hilft dann leider auch kein Shalom mehr!
Copper-Rabbit: Shalom!
Pixel-Rabbit: Shalom!
Copper-Rabbit: So peinlich, dass uns die Kulturstadträtin mit eintausend “Shaloms!” und feuchtem Händedrücken begrüßt hat, obschon wir dort waren, um gegen ihre Lueger-Deko zu protestieren.
Acryl-Rabbit: Shalom!
Pixel-Rabbit: Heute hat uns der Künstler, der mit seiner Idee damals den Pseudo-Wettbewerb an der Angewandten gewonnen hat, den Lueger um 3,5° nach rechts zu neigen, erklärt, die JöH nehme sich mit ihrer Stimme in der Debatte zu wichtig und würde nicht akzeptieren, dass in einer Demokratie unterschiedliche Stimmen mitreden.
Copper-Rabbit: Sieht man so stolze 3,5° gegen Antisemitismus eigentlich mit freiem Auge?
Acryl-Rabbit: Dass die JöH ein Arroganzproblem hat, sei dahingestellt, aber Geschmack hat sie zumindest allemal. Neben den insgesamt null anderen linken, jüdischen Interessenvertretungen, hat die JöH außerdem tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal.
Pixel-Rabbit: Bei dem bunten Lueger-Klettergerüst von Petritsch und Six wären 3,5°Grad zu wenig. 90° wären da vermutlich rechtens, also im Sinne von rechtmäßig, in welche Richtung ist dann eigentlich egal.
Acryl-Rabbit: Planieren statt kontextualisieren? Shalom!
Copper-Rabbit: Shalom!
Pixel-Rabbit: Shalom!
Acryl-Rabbit
Copper-Rabbit
Pixel-Rabbit
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