Die WIZO – Women’s International Zionist Organisation ist eine international tätige, karitative jüdisch-zionistische Frauenorganisation mit Föderationen in 50 Ländern, 800 Projekten und somit eine der größten internationalen Frauenorganisation. Wir haben Petra Winkelbauer-Ackermann, WIZO Aviv Präsidentin, zur wichtigen Arbeit und Tätigkeit der WIZO interviewed
NOODNIK: Wie ist die WIZO entstanden?
Petra Winkelbauer-Ackermann: Die WIZO wurde am 11. Juli 1920 in London gegründet. Sie ist entstanden, als das damalige britische Mandatsgebiet Palästina immer bevölkerungsreicher wurde. Die Ehefrau des ersten israelischen Staatspräsidenten, Vera Weizmann und Rebecca Sieff waren bei der Gründung der WIZO federführend. Beide waren Engländerinnen und sie vertraten die Auffassung, dass sich die Verantwortlichen vor Ort mehr den Bedürfnissen von Frauen und Mädchen widmen sollten. Elementar war damals die enge Zusammenarbeit mit dem Zionistenkongress. 1921 wurde WIZO Österreich im Rahmen des Zionistischen Frauen-Weltkongresses im tschechischen Karlsbad gegründet. Aus Anlass der “100 Jahre WIZO Österreich” gab es im vergangenen Jahr eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien.
Die World WIZO hielt im Jänner 2020 eine große Konferenz in Tel Aviv ab, an der viele Aktivistinnen aus der ganzen Welt teilnahmen. Insgesamt hat die WIZO über 250.000 freiwillige Mitglieder, die alle Frauen sind.
Lange vor der Staatsgründung 1948 war die WIZO bereits eine der wichtigsten humanitären Organisationen für den Aufbau des Landes. Sie ist heute ein bedeutender Bestandteil des israelischen Sozialsystems. In einer kurzen Phase während des 2. Weltkriegs hat WIZO Österreich ihre Arbeit eingestellt, in den 1940ern diese wieder aufgenommen.
N: Warum ist die WIZO eigentlich eine reine Frauenorganisation?
PWA: Die aufkeimende Frauenbewegung der 1920er ist definitiv im Kontext mit der Gründung der WIZO zu betrachten. Eine Gruppe von streitbaren Frauen hat erkannt, dass auch in Israel – wie im Rest der Welt – die Benachteiligung von Frauen und Mädchen existent ist. Und sie haben so erkannt, dass sie tätig werden müssen. Frauenbewegungen gab es auch schon vor den bekannten Suffragetten Anfang des 20. Jahrhunderts. In meinen Augen war die Gründung an diese Entwicklung angelehnt. Für Männer wurde genug getan, Frauen wurden jedoch außen vor gelassen.
N: Was sind die Projekte der WIZO und was macht sie bei der UNO?
PWA: Die WIZO ist eine bei der UNO anerkannte NGO und ist damit Teil des ECOSOC [der Wirtschafts- und Sozialrat der UNO; Anm.]. Wir beteiligen uns in drei Komitees sehr aktiv. Eines ist das “Committee on the Status of Women”, das zweite das “Committee on the Sustainability” und das dritte ist das “Aging-Committee”, in dem Hava Bugajer-Gleitman, unsere Ehrenpräsidentin besonders aktiv für die WIZO in diesen Committees arbeitet. Und sie forciert die Verbreitung der IT literacy, um auch älteren Menschen den Zugang zu neuen Technologien zu ermöglichen. Darüber hinaus gibt es auch das vor einigen Jahren gegründete “Youth-Committee” als Teil des Status of Women.
Wir sind überzeugt, dass in Zeiten einer ständig zunehmenden Forderung der Zivilgesellschaft und eines abnehmenden Beitrags der einzelnen Staaten eine Mitarbeit in diesen Committees ausnehmend wichtig ist. Der Staat Israel benötigt zudem eine starke Lobby in der UNO. Fakten werden oftmals verzerrt oder falsch kolportiert. Hieraus resultiert unsere Aufgabe, diverse Anschuldigungen richtigzustellen. In Genf findet am Wochenende [10. Bis 12. Juni 2022; Anm.] die Vollversammlung des Menschenrechtsrats statt, in der Bugajer-Gleitman uns vertreten wird. Wir versuchen, dort so präsent wie möglich zu sein, um falschen Anschuldigungen – so jener, Israel sei ein Apartheidstaat, entgegenzuwirken.
Vor einigen Wochen hat es eine Konferenz des CCPCJ [Kommission für Verbrechensbekämpfung und Strafrecht] gegeben, in deren Rahmen wir gemeinsam mit der israelischen Botschaft und der Frauenorganisation Soroptimist ein sogenanntes Side Event organisiert haben. Eine hochrangige israelische Beamtin aus dem Justizministerium wurde eingeladen, um über Verbrechen im Internet zu referieren. Frauen sind im Bereich der Internetkriminalität besonders gefährdet. Man denke nur an Themen wie Cybermobbing oder Stalking.
Einige Vertreterinnen der WIZO sind in der Knesset vertreten [Parlament Israels; Anm.] und widmen sich dort den Anliegen von Frauen, Familien und Kindern. WIZO betreibt in Israel viele soziale Einrichtungen, vom Kleinkindalter bis zu einem Altersheim in Tel Aviv ist alles dabei.
N: Was macht die WIZO in Wien und Österreich?
PWA: Durch die Corona-Pandemie waren auch wir in unseren Aktivitäten sehr beeinträchtigt. Eines der wichtigsten Motive der WIZO in Österreich ist, Geld zu sammeln, um Projekte in Israel zu finanzieren. WIZO Österreich unterstützt 2 Kindertagesstätten in Modii’n und in Rehovot. Darüber hinaus sehen wir es auch als unsere Verantwortung, uns direkt den Menschen zuzuwenden und neue Ideen einzubringen. Teil unserer Arbeit ist, sich mit anderen Frauenorganisationen zu vernetzen und Veränderungen voranzutreiben.
Innerhalb der Jüdischen Gemeinde wollen wir Menschen ein gesellschaftliches Angebot bieten. Beispielsweise die Kinderparties zu Purim und Chanukka, an denen jeweils um die 200 Kinder und Erwachsene teilnehmen. Diese Parties nehmen wir zum Anlass, um auf die Aktivitäten der WIZO aufmerksam zu machen.
N: Was war dein Grund, um in der WIZO aktiv zu werden?
PWA: Ich bin Präsidentin von WIZO Aviv, einer etwas jüngeren Sparte der WIZO. Ich bin überwiegend für die soeben erwähnten Kinderparties zuständig, beteilige mich aber auch an vielen anderen Projekten der WIZO und sitze gemeinsam mit Hava Bugajer-Gleitman in den UNO-Komitees. Wir sind 30 junge Frauen, die diese Parties gemeinsam auf die Beine stellen und etwa 10 aktive Frauen im Organisationskomitee aller anderen Veranstaltungen.
Als ich ein Kind war, ist schon meine Mutter mit mir auf diese Parties gegangen, die mir in sehr schöner Erinnerung geblieben sind. Von den frühen 1950er bis in die 1980er Jahre hinein waren diese Veranstaltungen, neben Spendenabenden und Basaren, das, was die WIZO in Österreich charakterisiert hat.
Als junge Frauen sind wir dann dazu gestoßen und wollten uns mehr engagieren, weswegen wir uns auch aktiver in die Gremien der UNO eingebracht haben. Mit Lesungen, Konzerten, Vorträgen, internationalen Ausstellungen, Filmvorführungen und anderen Veranstaltungen haben wir uns über die damaligen Aktivitäten der WIZO hinaus etabliert. Uns war es wichtig zu zeigen, dass die WIZO nicht nur eine Charity-Organisation ist, sondern sich vielmehr in die Gesellschaft einbringen will. Interview:
Victoria Borochov &
Robin J. Kratz