Alte neue Kämpfe

Alte neue Kämpfe

Seit der letzten Ausgabe hat sich wieder einiges getan. Wir haben viel im Hintergrund gearbeitet und zahlreiche Vorbereitungen für waghalsige Aktionen in der Zukunft getroffen. Wir blicken dabei auf eine ereignisreiche Zeit zurück und freuen uns auf das neue Semester, in dem uns, aber auch euch, viel erwarten wird. Hier lassen wir nun einige der Dinge, die uns besonders beschäftigt haben, Revue passieren.

Israelbezogener Antisemitismus in schwierigen Zeiten

Wir können es nicht beschönigen: Die Lage in Israel ist zur Zeit eine, die es so seit der Staatsgründung noch nicht gegeben hat. Die israelische Demokratie ist in Gefahr und die Auswirkungen der Politik dieser Rechtsaußen-Regierung betrifft nicht nur die Lebensrealität von Israelis und Palästinenser:innen, sondern auch Jüdinnen und Juden in der Diaspora. Genau deswegen haben wir uns dazu entschieden, diese Regierung zu kritisieren und auf deren Problematiken und Folgen für uns junge Jüdinnen und Juden in der Diaspora einzugehen. Dabei unterstreichen wir, dass das Existenzrecht Israels nicht angezweifelt werden darf und der Jüdische Staat gegen versteckten Antisemitismus verteidigt werden muss. Denn Kritik an der Regierung des Staates Israels äußert sich oft als Kritik am jüdischen Staat selbst und führt zu israelbezogenem Antisemitismus. Es ist kein Geheimnis, dass bei einer Eskalation des Nahostkonfliktes die Zahlen antisemitischer Übergriffe, sei es auf Demos, auf der Straße oder im Internet, in die Höhe schießen. Dies ist aufs Schärfste zu verurteilen. Israels Regierung  kritisieren und gleichzeitig gegen den israelbezogenen Antisemitismus kämpfen? Wie man so schön auf Österreichisch sagt: Das geht sich aus. Darum haben wir eine Kampagne geplant, die wir in Bälde starten werden, um die österreichische Mehrheitsgesellschaft über Israel, seine Bedeutung und seine Auswirkungen auf die Diaspora aufzuklären. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe.

Lueger: Für immer da?

Man könnte meinen, wir hätten nach jahrelangem Kampf um das Lueger-Denkmal endlich  eine Lösung gefunden. Doch die Antwort ist mehr als nur enttäuschend. Die Stadt Wien ist nach wie vor stark der Meinung, man müsse das Denkmal kontextualisieren. Doch die Frage ist und bleibt: Um welchen Kontext geht es? Eine berechtigte Frage, wenn das Denkmal durch eine “Temporäre Kontextualisierung” mit bunten, hölzernen Stäben dekoriert wird, ohne, dass dabei Antisemitismus auch nur in irgendeiner Art und Weise thematisiert wird.

Nun hat die Stadt Wien zu einem neuen, nicht-öffentlichen Wettbewerb eingeladen, bei dem der:die Gewinner:in seine:ihre Idee zur Kontextualisierung des Denkmals in die Realität umsetzen darf. 

Teil des Wettbewerbs sind jedoch strenge Regeln, die die “Umgestaltung” stark einschränken. Beispielsweise darf die Lueger-Statue selbst nicht verändert werden und es muss beim Namen “Dr. Karl Lueger Platz” bleiben. Also bei der Umgestaltung darf das Denkmal eigentlich gar nicht umgestaltet werden – etwas paradox, oder nicht?

Wir warten nun gespannt, aber wenig hoffnungsvoll, auf das Resultat dieses Wettbewerbs – und wir lassen bestimmt nicht locker, denn: Der Lueger muss weg.
Antisemitismus thematisieren – nicht bunt dekorieren!

WUJS Congress 2023

Zum (nicht-jüdischen) Jahreswechsel nahmen zwei Mitglieder unseres Boards am WUJS (World Union of Jewish Students) Kongress in Jerusalem teil.

Im Zuge des spannenden Programms wurden zahlreiche Expert:innen eingeladen, die Vorträge zu aktuellen Themen hielten, unter anderem zur politischen Lage in Israel.

Besonders in Erinnerung blieb uns die herzzerreißende Geschichte einer Zeitzeugin, Aliza Landau, die uns offen von ihrem Schicksal und ihren Erfahrungen erzählte.

Bemerkenswert waren außerdem die Exkursionen, in deren Rahmen wir unter anderem die Knesset (das israelische Parlament) besuchen durften. Neben den politischen Aktivitäten und diversen Workshops hatte zum Glück auch das kulturelle Programm einen ebenso hohen Stellenwert. So gingen am Donnerstagabend alle Delegationen zum Shuk, dem Herzen der Stimmungs- und Essenskultur Jerusalems.

Im Laufe des Kongresses wurde die neue Präsidentin von WUJS gewählt – wir gratulieren Yana Naftalieva! Wir sind gespannt auf die Arbeit und auf die zukünftigen Projekte des neuen WUJS Boards .

International Holocaust Memorial Day

Am 27.01. organisierten wir uns mit verbündeten Partnerorganisationen und gedachten gemeinsam der im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden,  Romnja und Roma sowie Sintezze und Sinti. Dabei hielt JöH-Präsidentin Victoria Borochov gemeinsam mit der Generalsekretärin der HÖR, Laura Darvas, eine Rede. Ebenso lasen unsere ehemaligen JöH-Mitglieder Sashi Turkof, Lara Guttmann und Rebecca Margules die Briefe vor, die man traditionell beim HaShomer Hatzair von den Eltern bei der Reise nach Polen zu den Konzentrationslagern bekommt. Mit diesen Briefen wird die eigene Familiengeschichte weitergegeben. Wir bedanken uns dafür, dass sie diese persönliche Erfahrung mit uns geteilt haben.

Ebenso wurde gemeinsam mit der Hochschüler:innenschaft der österreichischen Roma und Romnja (HÖR), dem Klub slowenischer Studierender in Wien (KSŠŠD), sowie der Homosexuellen Initiative Wien (HOSI) ein Video veröffentlicht, in dem die Vertreter:innen dieser Organisationen über die Wichtigkeit des “Niemals Vergessens” sprachen. Gerade in einer Zeit, in der nur mehr wenige Zeitzeug:innen ihre Geschichte erzählen können, ist uns die Weitergabe der Erinnerung von größter Wichtigkeit.

Ein singender Wahlsieger in NÖ

Die Wahl in Niederösterreich haben wir mit großer Besorgnis verfolgt – nicht nur, weil eines unserer Board-Mitglieder von dort kommt (oder: entkommen ist), sondern auch, weil ein Erstärken der FPÖ, samt all ihren rechtsextremen Auswucherungen, ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt. Udo Landbauer hat während der letzten niederösterreichischen Landtagswahl mit seiner Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt von sich Reden gemacht. Ein Liederbuch wurde ans Licht der Öffentlichkeit gebracht, das vor Antisemitismus nur so triefte. Die österreichische Mehrheitsgesellschaft scheint dies jedoch nicht zu stören. Er trat dieses Jahr wieder an und war der klare Wahlsieger. Dabei hat er auch noch vor der Wahl einige Board- Mitglieder und den offiziellen JöH-Instagram Account blockiert. Wir persönlich finden das sehr schade, denn wir lachen gern über Nazis. Darum sagen wir: Udo, #FreeTheJöHAccount

Parties mit menschlichem Baum

Unser erstes Event als neues Board war ein wundervolles Herbst Shabbes Dinner, bei dem wir unsere Members mit Kürbissuppe und anderen Herbstspeisen bekocht haben. Im Laufe des Semesters luden wir unsere Members auch zu unserer „Drinks & Open Mic Night“ ein, wo wir in einer lockeren Atmosphäre gemeinsam gesungen und musiziert haben. Unvergesslich war auch unsere Chanukkah Party mit einem DJ Live Set, viel Getanze und zahlreichen leckeren Sufganyiot. Auch die Purim Party, bei der es gefühlte 35 Katzenkostüme gab – und einen menschlichen Baum – war ein voller Erfolg.

Wir freuen uns auf weitere ereignisreiche und schöne Abende mit euch!

Chris Steinberger & Jenni Leviev

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